"FIGHTING FOR TOLERANCE"

 

 

Ein Tag mit den Jungs einer Ravensburger Realschule
 

Samstag, kurz vor den Weihnachtsferien. Normalerweise liegen die Beteiligten da meistens noch in den Betten. Doch nicht so heute! Heute laufen sie fertig umgezogen durch die Sporthalle des Judoclubs Weingarten, etwas aufgeregt, da sie nicht wissen, was auf sie zukommt.

Herr Wendler ruft sie alle zusammen, aber halt! Einer fehlt. Und ausgerechnet derjenige, weswegen alles ins Rollen kam. Der vor ein paar Wochen die Klasse wechseln wollte, da er die Witze auf seine Kosten über seine Herkunft, sein Aussehen, nicht zum Lachen fand und es einfach nicht mehr aushielt. Es war, als hätte er einen Impuls gesendet, denn nach ihm kamen weitere. Drei Jungs kristallisierten sich heraus, die systematisch und massiv über einen längeren Zeitraum andere körperlich und verbal nieder machten und auch noch Nachahmer fanden.

Diese Klasse hatte seit ihrem Start vor einigen Jahren Schwierigkeiten im Miteinander. Unzählige Maßnahmen wurden deswegen ergriffen, in vielen Gesprächen mit verschiedenen Personen setzte man auf Einsicht, Verständnis und Mitgefühl. Doch auch klare Konsequenzen bei Regelverstoß sorgten nur eine Zeitlang für Ruhe, dann ging es im Verborgenen weiter.

Nun musste etwas Anderes her! Und so landeten die Jungs bei Herrn Wendler und seinem „Fighting for Tolerance“. Möglich wurde dies durch die Finanzierung der Sonja-Reischmann-Stiftung.

Doch bevor es losgehen konnte, musste der Fehlende noch aufgetrieben werden. Eine verdutzte  ahnungslose Mutter öffnete der engagierten Schulsozialarbeiterin die Haustür, schmiss ihren Sohn aus dem Bett und innerhalb von 15 Minuten stand er bei den Klassenkameraden. Es konnte los gehen!

Nun  waren die Jungs, ihr körperlicher Einsatz, ihre Disziplin und ihre Konzentration gefragt. Von 8:00 morgens bis 18:00 abends wurden sie gefordert, an ihre Grenzen gebracht.

Herr Wendler hatte mit der ihm eigenen Mischung aus Humor, Klarheit, Autorität und Konsequenz ein gutes Händchen für die Jungs. Endlich konnten mal ihre guten und  liebenswerten Eigenschaften zum Tragen kommen. Völlig faszinierend war ihre Konzentration, ebenfalls erstaunlich waren der niedrige Geräuschpegel und der gepflegte Umgang miteinander.

Die stete Anwesenheit des Klassenlehrers und der Schulsozialarbeiterin zeigten den jungen Männern  das ehrliche Interesse an ihnen. Sogar die Rektorin war die letzten Stunden anwesend.

Am Ende nahmen die eingetroffenen Eltern erschöpfte, aber zufriedene Kinder in Empfang.   

Der Kreis schloss sich am Montagmorgen, als sich die Gruppe nochmal mit dem Klassenlehrer und der Schulsozialarbeiterin traf. Die Äußerungen der Jungs, verbunden mit  der sehr positiven Rückmeldung der beiden Erwachsenen lassen hoffen, dass etwas Besonderes auf den Weg gebracht wurde.